Mit Erschrecken beobachte ich eine (Pseudo-)Debatte über die Materialien des polnischen Sicherheitsdienstes, die den Staatspräsidenten a.D., Lech Wałęsa angeblich belasten. Wir sind Zeugen eines unwürdigen Spektakels, in dem ein Mann, der Geschichte geschrieben hat, wie vor ein revolutionäres Tribunal gestellt wird. Es werden viele böse Emotionen zutage gebracht, so dass ein Historiker praktisch keine Stimme mehr hat; seine distanzierte Art und Weise der Analyse, sein Streben nach einer globalen Sicht auf den erforschten Prozess, das Ereignis und/oder die Person interessiert diejenigen nicht, die Walesa attackieren. Vor einigen Jahren habe ich ein Porträt über Präsident Lech Wałęsa geschrieben, das im Länderbericht Polen, einem umfangreichen Werk über Geschichte, Politik, Wirtschaft, Kultur und Gesellschaft Polens erschienen ist. Ich habe beschlossen diesen Beitrag erneut abzudrucken, weil ich nach wie vor zu ihm stehe und die Schlussfolgerung noch einmal in Erinnerung rufen will: „Lech Wałęsa hat sich als letzter grosser Arbeiterführer im klassischen Sinne des Wortes und als Symbol der größten friedlichen europäischen Befreiungsbewegung, der ´Solidarność’, in die Geschichte seines Landes und Europas eingeschrieben“.
Der letzte grosse Arbeiterführer: Lech Wałęsa
D